Klausuren, Seminararbeiten, Colloquien – diese Leistungsnachweise hat jeder Studierende schon unzählige Male erbringen müssen. Begleiterscheinungen sind meist Stress, monotones Auswendiglernen und bitteres Bangen.
Unser Kollege und FOM-Dozent Adrian Bombelka setzt auf eine andere Methodik: Den Pitch. Kann das funktionieren? Ja, es kann! Und nicht nur das: Es fördert auch den Ideenreichtum und Gründergeist der Studierenden. Höchste Zeit also, mehr darüber von Adrian zu erfahren.
Inhaltsverzeichnis
- Gesucht wird: Ein innovatives Vorlesungs- und Prüfungsformat
- „Die Höhle der Fommies“ – So funktioniert der Pitch als Leistungsnachweis
- Die größte Herausforderung: Das Balancing
- Warum die Unterstützung durch Expertinnen & Experten für die Studierenden entscheidend ist
- Fazit: Der Gründergeist ist geweckt, aber wie geht es jetzt weiter?
Mit Pitches den Gründergeist von Studierenden wecken
Die TV-Serie "Die Höhle der Löwen" auf VOX zeigt, dass wir in Deutschland sehr viele innovative Ideen haben. Aber wie kann man diesen Ideenreichtum anregen und den erforderlichen Mut wecken?
Mit dieser Problemstellung habe ich mich Anfang des Jahres beschäftigt. Das vierte Semester im Masterkurs Business Consulting & Digital Management sollte im März starten. Ich hatte das Vergnügen, das Modul „Consultingprojekt: Digital Business Design“ mit Prof. Dr. Thomas Heupel zusammen halten zu dürfen. Er ist Prorektor für Forschung an der FOM. Die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Heupel hat mich persönlich motiviert, interessante und fordernde Inhalte für dieses Modul zu entwerfen. Er hat mit seinen Erfahrungen und Anregungen sehr gute Impulse gegeben und mich bestärkt, ein etwas anderes Format für das Semester einzurichten. Dieses musste coronabedingt wieder komplett virtuell stattfinden. Aber das war kein Problem.
Daher entwickelte ich eine semesterbegleitende Prüfungsleistung, die den Gründergeist bei den Studierenden wecken sollte.
"Die Höhle der Fommies" – So funktioniert der Pitch als Leistungsnachweis
Die Prüfungsleistungen drehten sich zu einer Hälfte um eine Projektarbeit, in der eine Geschäftsidee ausgearbeitet werden sollte. Hierzu haben sich die Studierenden in verschiedenen Gruppen zusammengefunden und schon nach der ersten Vorlesung sehr außergewöhnliche Ideen gehabt. Die Vorlesungen wurden genutzt, um relevante Informationen zur Gestaltung von Geschäftsmodellen sowie zum Kultivieren von innovativen Methoden zu vermitteln. Nach den Vorlesungsinhalten saß ich mit den einzelnen Gruppen zusammen und habe mit ihnen über den aktuellen Projektfortschritt und die weiteren Schritte gesprochen.
Das eigentliche Highlight aber war die zweite Hälfte der Prüfungsleistung. Hier ging es um die Präsentation der Geschäftsidee (=Pitch) und die Bewertung durch die anderen Studierenden. Hierzu gab es zwei verschiedene Termine, an denen die Gruppen ihre Ideen potenziellen Investoren vorstellen konnten. Die Investoren bestanden in diesem Fall aus den Studierenden der anderen Gruppen, Thomas Heupel, mir und noch zwei weiteren Experten (hierzu später mehr).
- Elevator Pitch: jede Studierenden-Gruppe hatte drei Minuten, um ihre Idee vorzustellen und Interesse bei den Investoren zu wecken.
- Finaler Pitch: hier hatte jede Gruppe 30 Minuten Zeit, um das Geschäftsmodell ganzheitlich zu präsentieren und die Investoren von ihrer Idee zu überzeugen.
- Zur Motivation wurden Gamification-Elemente in die Bewertung aufgenommen. So bekam jede Gruppe und jeder Investor virtuelle Euro (v€), die genutzt werden konnten, um in die Ideen der anderen Teilnehmer zu investieren.
- Die Gruppe, die am Ende das meiste Investorengeld gesammelt hatte, erhielt als Belohnung das Buch "Zukunftsrepublik" und eine 1,0.
- Da eine Abgabe der Investorengelder direkt nach dem Pitch erfolgen sollte, war der Elevator Pitch erforderlich, damit die Gruppen entsprechende Reservierungen einplanten.
Die Studierenden, die den Pitch gewonnen haben, konnten nicht nur ihren Gründergeist wecken, sondern auch diese tolle Lektüre gewinnen
Die größte Herausforderung: Das Balancing
Eine wesentliche Herausforderung war das Balancing der Belohnungen für den Wettbewerb. Man darf bei diesem Wettbewerb nicht vernachlässigen, dass es hier um die Noten von Studierenden geht. Daher zählt die Note aus dem Wettbewerb nur zu 25% in die Gesamtnote ein.
Das angestrebte Ziel war, dass die erarbeiteten Ergebnisse im Rahmen des Projektes nicht am Ende des Semesters einfach in der Schublade verschwinden. Vielmehr sollten diese Projekte über das Studium hinaus weiterverfolgt und wenn möglich sogar umgesetzt werden. Hierzu sollten die Geschäftsmodelle in Phasen mit konkreten Minimum Viable Products (MVPs) erarbeitet werden.
Damit die Projekte auch einen dafür erforderlichen Qualitätsstand erhalten, habe ich mir zusätzlich Verstärkung von msg geholt.
Warum die Unterstützung durch Expertinnen & Experten für die Studierenden entscheidend ist
Die positive Erfahrung aus dem vergangenen Semester mit einem Gast-Workshop meines Kollegen Jens Brünink im Bereich Design Thinking (Erfahrungsbericht zum virtuellen Design Thinking Workshop: Virtueller Design Thinking Workshop | Newsbl (msg-services.de)) hat mich bestärkt, für dieses Semester auch wieder Gastdozentinnen und -dozenten hinzuzuziehen. Das Konzept sah ein "Die Höhle der Löwen"-Format vor, daher habe ich mich gezielt nach passenden Kolleginnen und Kollegen innerhalb von msg umgesehen, die eine tolle Ergänzung zu Thomas Heupel und mir wären:
- Kathrin Treutinger
Sie ist als Specialist bei der msg systems im zentralen Marketing tätig und bringt jede Menge Erfahrungen im Bereich der Gründer- und Startup-Szene mit. In Österreich hat sie vor ihrer Tätigkeit bei msg regelmäßig lokale und internationale Startup-Events organisiert. Zudem hatte Sie einen Gründerbus in Afrika veranstaltet und von Ihren dortigen Erlebnissen berichtet. Im Zuge der verschiedenen Events hat sie bereits sehr viele erfolgreiche Pitches gesehen und weiß, worauf es ankommt und was gefordert wird. Es ist beeindruckend, wie fokussiert sie die relevanten Punkte anspricht und auch gezielt mit nachvollziehbaren Empfehlungen verbessert. Ihre Impulse haben die Studierenden nochmal veranlasst, ihre Ideen auf Machbarkeit und Erfolgswahrscheinlichkeit zu überprüfen.
- Michael Zeiher
Er ist als Innovation & Solution Manager bei der msg services tätig und hat früher als selbstständiger Visionär, Vordenker und Unternehmer viel Erfahrung im Bereich von Personal- und Unternehmensentwicklung gesammelt. Bei msg bereichert er unsere Kunden und uns mit innovativen und modernen Ansätzen, damit wir alte Strukturen auch mal neu und anders denken. Seine Erfahrungen und sein Ideenreichtum sind außergewöhnlich und haben einen komplett neuen Blickwinkel auf einige Ideen geworfen.
Es ist immer wieder erstaunlich, welche tollen und erfahrenen Kolleginnen und Kollegen ich bei msg habe. Ich bin dankbar, dass sich Kathrin und Michael bereit erklärt haben, ihre Zeit und Wissen – auch am Wochenende – mit uns zu teilen und uns dabei halfen, den Gründergeist in uns zu wecken.
Beide waren eine Bereicherung für die Studierenden, die auf diese Weise aus verschiedenen Blickwinkeln Feedback bekamen.
Fazit: Der Gründergeist ist geweckt, aber wie geht es jetzt weiter?
Die Pitches waren allesamt sehr außergewöhnlich gestaltet und komplett verschieden. So haben die Studierenden ihr Storyboard in einem Video animiert oder den kompletten Vortrag mit Prezi-Video aufgezeichnet und beim Pitch abgespielt. Ich hatte die Freude, diesen Kurs zwei Jahre lang zu begleiten und habe so viele vermittelte Techniken und Methoden wiedererkannt. Als besonders motivierend empfanden die Studierenden nicht den Wettbewerb, sondern die Möglichkeit, sich bei einem selbstgewählten Projekt vollends zu entfalten und ihre erlernten Fähigkeiten anwenden zu können. Das zeigt mir, dass jeder von uns einen Drang verspürt, etwas Neuartiges zu schaffen. Einflussfaktoren, die durch unser Umfeld oder unsere persönliche Komfortzone erzeugt werden, hindern uns, dies auszuleben. Es ist einfach erstaunlich, was motivierte Menschen erreichen, wenn man ihnen ein paar Ideen und den passenden Freiraum gibt.
Die Pitches und Präsentationen der Studierenden sprühten nur so vor Einfallsreichtum
In wieweit ich mein ursprüngliches Ziel erreicht habe, wird die Zeit zeigen. Es freut mich auf jeden Fall zu sehen, dass einige Projekte auch über das Modul hinaus weiterentwickelt werden und womöglich bald für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Es war auf jeden Fall ein tolles Modul und die Studierenden konnten ihre gelernten Fähigkeiten aus dem kompletten Studium ausspielen. Meine Arbeit ist an dieser Stelle aber noch nicht zu Ende. Das Feedback der Studierenden hat mich dazu motiviert, dieses Format weiterzuentwickeln und auszuweiten.
Pitchen lernen und gleichzeitig msg kennenlernen? Auch das geht!
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