Als ich auf Twitter erfuhr, dass es künftig wieder eine Konferenz ausschließlich für Xamarin-Entwickler geben soll, war ich sofort Feuer und Flamme. Als dann endlich der Termin für den Xamarin Developer Summit in Houston feststand, buchte ich mir noch am selben Tag ein Zimmer im Konferenzhotel – stornierbar, für den Fall der Fälle – aber sicher ist sicher :-).
Aber eins nach dem anderen: Xamarin ist ein Framework, mit dem man native Apps für Android, iOS, macOS, Windows, Linux uvm. erstellen kann und dabei die Codewiederverwendung maximiert. Macht man alles richtig, gibt es nur einen sehr geringen Anteil von Code, der für die einzelnen Plattformen geschrieben werden muss. Das senkt die Kosten bei der Erstellung, aber im speziellen später bei der Wartung und Weiterentwicklung.
Xamarin wurde von der gleichnamigen Firma entwickelt, bis diese in den Microsoft-Konzern integriert wurde. Dabei blieb die jährlich stattfindende zugehörige Entwicklerkonferenz mit dem Namen Evolve auf der Strecke. Bei der Entwicklerkonferenz von Microsoft, der Build, wird Xamarin nur am Rande behandelt.
Meinen ersten Kontakt mit Xamarin hatte ich 2014, als mein jetziger Chef in einem internen Forum nach Xamarin Entwicklern suchte. Ich beschäftigte mich schon zu dieser Zeit mit Cross-Plattform-Entwicklung, allerdings mit Phonegap/Cordova, und war auf der Suche nach etwas weniger web-lastigem mit Typsicherheit und was man sonst so von einer „echten“ Programmiersprache erwartet. Als ich anfing, über Xamarin zu lesen, konnte ich nicht mehr aufhören und wollte es sofort ausprobieren. Ich programmierte einen Prototypen nach dem anderen, fuhr außerhalb meiner Arbeitszeit zu User Groups, Dev Days und allem, wo man mehr darüber lernen konnte. Die Entwicklerlizenz sponsorte mein Chef, denn die kostete damals noch $999 pro Jahr und pro Plattform.
Und zu eben diesem Chef ging ich dann im März mit einer Kostenaufstellung, was es denn kosten würde, wenn ich nach Houston zum Xamarin Developer Summit reisen würde – die Konferenz, welche die Nachfolge der jährlichen Xamarin-Konferenz Evolve antreten sollte. Ich hatte mir Argumente zurechtgelegt und hätte hart um die Teilnahme gekämpft, was ich aber zum Glück gar nicht musste.
So kam es, dass ich am 10.7. nach Houston aufbrach, um dort die Größen der Branche zu treffen, Kontakte zu knüpfen und Neues zu lernen. Meine Reise begann mit einer Bahnfahrt von Köln nach Frankfurt, von wo ich den Flug nach Houston nahm. Insgesamt war ich über 17 Stunden unterwegs und habe dabei über 8000 Kilometer zurückgelegt.
Nachdem ich im Hotel eingecheckt hatte, wollte ich noch die Schlange am nächsten Tag bei der Registrierung vermeiden und ging schon zur Pre-Registration, um mein Namensschild und eine Tüte voller Geschenke entgegenzunehmen (Aufkleber, Stofftier, Tasse, usw.). Dabei konnte ich den Organisator, Dan Siegel, zum ersten Mal persönlich treffen. Da er noch einiges zu tun hatte, zeigte er mir nur kurz wo das Abendessen stattfinden würde und meinte, da könne man sich dann ja ausgiebiger unterhalten. Beim Speakers Dinner traf ich viele Bekannte, aber auch einige mir noch unbekannte Xamarin-Enthusiasten. Schon während des Essens wurde gefachsimpelt. Da ich dann doch langsam müde wurde verabschiedete ich mich dann aber auch bald auf mein Zimmer, da ich am nächsten Tag nichts verpassen wollte.
Der erste Tag startete fulminant mit einer Keynote von drei Größen aus dem Xamarin-Universum: James Montemagno, David Ortinau und Maddy Leger (alle Microsoft). In Ihrer Keynote zeigten Sie die Zukunft von Xamarin auf und veröffentlichten ein neues Feature von Visual Studio: XAML Hot Reload, mit dem man nun Änderungen an seiner UI sofort auf dem entsprechenden Gerät oder Simulator sehen kann, ohne neu kompilieren zu müssen.
Es folgten Vorträge von weiteren Experten wie Jonathan Peppers, Shaun Neuville und vielen mehr, die sich mit allen Facetten des Xamarin-Universums vom Build bis hin zu Reactive Extensions und NFC beschäftigten. Zwischen den Sessions bot sich die Möglichkeit, die Stände der Sponsoren zu besuchen, um dort mehr über deren Produkte zu erfahren und weiteren Swag einzuheimsen.
Am Ende des Tages ging es noch mit einer kleinen Gruppe ins Zentrum von Houston, um dort typisch texanisches Barbecue zu essen.
Meine "Texaner"-Runde (v.l.n.r.): Glenn Versweyveld (@depechie), Martijn van Dijk (@mhvdijk), ich (@hot33331) und Brandon Minnick (@thecodetraveler) |
Tag zwei startete mit einem Vortrag „Xamarin in the wild“, bei dem mehrere Vortragende aus der Praxis berichteten. So u.a. der Entwicklungsleiter von Delta Airlines, der mit dem größten Team von Xamarin-Entwicklern in Nordamerika alle Apps von Delta – intern und extern – mit Xamarin entwickelt. Er resümierte dabei über die Entwicklung von Xamarin als Framework, die Höhen und Tiefen und wie Delta die Entwicklung ihrer Apps gestaltet.
Danach konnte Donovan Brown mit seiner lebhaften Keynote über DevOps begeistern. Auch am zweiten Tag gab es wieder viele hochinteressante Vorträge, zwischen denen man sich entscheiden musste, da mehrere gleichzeitig angeboten wurden. Parallel dazu gab es dann auch noch drei Workshops zu den Themen Entwicklung für Tizen, Bluetooth LE und Xamarin Forms.
Die Auswahl der Themen (es gab mehrere Tracks) fiel immer schwer, aber zum Glück wurden viele Vorträge auch aufgezeichnet und einige sogar live gestreamt, sodass man sich diese dann später zu Hause ansehen kann.
Was man sich nicht zu Hause ansehen kann sind die vielen interessanten Gespräche, die man nach den Vorträgen, auf dem Gang, bei einer der vielen Mahlzeiten oder an den Ständen führen konnte - direkt mit den Entwicklern eines Frameworks, gleichgesinnten Entwicklern oder Vertretern der .net Foundation und der Xamarin-Community.
Der Summit war für mich ein tolles Erlebnis, das meine Leidenschaft für das Thema noch mehr angefacht hat. Ich konnte viel Neues lernen und viele neue Kontakte knüpfen. Ich hoffe, dass die Konferenz sich als jährliches Event etabliert und nächstes Jahr wieder stattfindet.
Viele Grüße,
Tobias
Tobias' Faszination für Xamarin kannst Du auch anhören - beim ITCS-Pizzatime-Podcast
In Episode #70 des beliebten Tekkie-Podcasts ITCS-Pizzatime führt Tobias gemeinsam mit seinem msg-Kollegen Ju-Suk Oh hinter die Kulissen der App-Entwicklung bei msg und verrät, wie die effizienteste Art der Cross-Plattform Entwicklung aussieht!