Die aktuelle Lage in der Ukraine verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig es ist, Flüchtlingen auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine echte Chance zu geben. Changemakers 3.0, eine Initiative von SAP & Social-Bee, zahlt genau hierauf ein. msg unterstützt das Programm als SAP-Goldpartner. Einer der beteiligten Kollegen, Shpend Tahirsylaj, hat eine ganz besondere, persönliche Motivation zu helfen, denn er floh selbst in den 1990er Jahren aus dem Kosovo. Heute blickt Shpend – inzwischen Bereichsleiter im Bereich Insurance SAP Consulting – auf seine spannende Geschichte zurück.
Inhaltsverzeichnis
- Diversity als Chance für Unternehmen
- Erfolgsgeschichten bei msg dank Changemakers
- Meine Geschichte und Hürden als Flüchtling
- Ratschläge für Flüchtlinge aus eigener Erfahrung
- Karriereweg & Aufgabenbereiche bei msg
- Gründe für meine Erfolgsgeschichte
- Mein Blick in die Zukunft
Vom Flüchtling zum Manager – Wieso ich Changemakers unterstütze
Die Anregung für diesen Blogbeitrag war meine Beteiligung am Changemakers-Programm. Das ist eine Initiative von SAP und Social-Bee, bei der in Form eines Ausbildungsprogramms die gezielte Integration von Flüchtlingen bei Partnerunternehmen gefördert wird. Ich habe msg als einen der Goldpartner von SAP vertreten.
Changemakers adressiert den akuten Fachkräftemangel in der IT- und Beratungsbranche, weil es den Talentpool um gut ausgebildete Flüchtlinge erweitert. Mehr Einblicke gibt Dir auch das nachfolgende Video.
Neben den beruflichen Gründen hatte ich auch eine sehr persönliche Motivation, mich einzubringen. Ich selbst bin Anfang der 1990er Jahre als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Daher möchte ich im zweiten Teil dieses Blogbeitrages meine Geschichte erzählen und hoffe, dass ich dem einen oder anderen Flüchtling ein positives Beispiel sein kann.
Zunächst möchte ich aber auf die Wichtigkeit eines strategischen Diversitätsmanagements in Unternehmen eingehen.
Diversity als Chance für Unternehmen
Diversitätsmanagement ist eine strategische Aufgabe, weil sie auf drei langfristige Ziele einzahlt:
- Besseres Kundenverständnis: Die Managementebene in deutschen Unternehmen spiegelt nicht die Diversität der Gesellschaft wider. Dieser fehlender Perspektivenpluralismus auf Entscheidungsebene stellt die größte Hürde bei der erfolgreichen Umsetzung einer kundenzentrierten Unternehmung dar.
- Anschlussfähige Unternehmenskultur: Die Zusammenarbeit in Unternehmen mit einem hohen Maß an Vielfalt erfordert einen respektvollen Umgang mit unterschiedlichen Ansichten und Haltungen. Die Mitarbeitenden werden flexibler in den individuellen Ansichten aber gleichzeitig gefestigter in den Grundwerten. Das schafft eine stabile, aber anschlussfähige Kultur - der Schlüsselfaktor für eine unternehmensübergreifende Kollaboration auf Digitalen Ökosystemen.
- Höhere Profitabilität: Laut McKinsey (2020) haben Unternehmen mit einem hohen Maß an Vielfalt eine um 25 % höhere Wahrscheinlichkeit einer überdurchschnittlichen Rentabilität.
Erfolgsgeschichten bei msg dank Changemakers
Damit Diversitätsprogramme jedoch nicht zu „Woke Capitalism“ verkommen, benötigen wir positive Erzählungen, die deren Wirkung nachweisen. Zum einen braucht es die großen Erfolgsgeschichten, wie das inspirierende Beispiel von Cawa Younosis, der es vom Flüchtling zum Personalvorstand bei SAP gebracht hat.
Darüber hinaus braucht es vor allem viele mittlere und noch viel mehr kleine Erfolgsgeschichten. Mit der Einstellung von drei Flüchtlingen über das Changemakers-Programm haben wir als msg unseren vielen positiven Erzählungen drei weitere hinzugefügt.
Meine Geschichte als Flüchtling – diese Hürden habe ich überwunden
Ich selbst würde meine Geschichte als eine mittlere positive Erzählung einstufen. Ich bin in Prishtina, Kosovo, geboren und als Jugendlicher nach Deutschland gekommen. Meine Eltern waren Akademiker. Als ich nach Deutschland kam, hatte ich daher ein klares Ziel vor Augen: ein Studium.
Prishtina – die Hauptstadt des Kosovo & meine Geburtsstadt – bei Nacht.
Damals, Anfang der 90er Jahre, war die Einstellung zur kulturellen Vielfalt aber eine etwas andere. Ich wurde beispielsweise am Gymnasium abgelehnt, weil man das jugoslawische Schulsystem als nicht gleichwertig betrachtete. Mir blieb nur die Option über den zweiten Bildungsweg - eine Ochsentour durch alle möglichen Schulabschlüsse.
Ich schloss die Hauptschule ab, erlangte anschließend die Mittlere Reife und absolvierte danach eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten. Auf der Berufsoberschule habe ich dann die fachgebundene und im zweiten Jahr auch die allgemeine Hochschulreife bestanden. Alles mit Auszeichnung.
Letzten Endes habe ich mit dem erfolgreichen Studium der Betriebswirtschaftslehre an der LMU München doch noch mein Ziel erreicht.
Diese Ratschläge möchte ich Flüchtlingen aus eigener Erfahrung geben
Zusammenfassend kann man sagen, dass mein akademischer Weg sehr lang und arbeitsreich war, da ich während der Schul- oder Studienzeit immer ein oder zwei Nebenjobs hatte. Ich habe dennoch die Zeit sehr positiv in Erinnerung, da ich bei jedem der Umwege viel fürs Leben lernen konnte. Und Zeit für Hobbies und Partys hatte ich auch noch. Dementsprechend möchte ich allen Flüchtlingen den Rat geben, geduldig sowie ausdauernd zu sein und sich auf die positiven Seiten des Lebens zu fokussieren. Auch wenn die Zeiten manchmal wirklich hart sein können.
Seit ich in Deutschland bin, habe ich aufgrund meiner Abstammung sowohl Vorurteile (Framing) als auch offene Ablehnung erfahren. So viel Ehrlichkeit muss in der Diskussion über Diversität herrschen.
Mein Rat in diesem Punkt lautet, Ausgrenzung nicht zu ignorieren, sondern bewusst zu reflektieren und offen anzusprechen. Aber nehmt es bitte nicht persönlich.
Mein Karriereweg bei msg
Mit der Zeit hat sich die Gesellschaft verändert und im Berufsalltag bei msg habe ich überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Hier bin ich seit elf Jahren tätig und habe verschiedene Rollen im Linien-, Delivery- und Innovationsmanagement erfolgreich ausgefüllt.
»Ich habe mit meinen früheren Personalvorgesetzen sowie dem früheren Vorstand bei msg immer Menschen an der Seite gehabt, die weltoffen und komplett frei von Vorurteilen waren.«
Shpend Tahirsylaj
Zunächst entwickelte ich als SAP-Berater eine sehr gute Expertise in SAP-Technologien. Bereits nach kurzer Zeit konnte ich durch Teamgeist und Führungsqualität eine fachliche Teamleitung übernehmen. Im Frühjahr 2014 übernahm ich eine Stelle als Abteilungsleiter.
Zwei Jahre später die Rolle des Delivery Manager für das gesamte operative Team bei einem großen Rückversicherer. Konkret war ich verantwortlich für Leistung und Qualität der vielen msg-Services mit rund 100 Mitarbeitenden. In dieser Zeit habe ich unsere Services optimiert sowie den Shoring-Anteil erhöht. So konnte ich unserem Kunden deutliche Kosteneinsparungen bei gleichbleibender Leistung und Qualität ermöglichen.
Seit 2018 bin ich Bereichsleiter Business Services im Geschäftsbereich Insurance SAP Consulting. In meinem Bereich geht es um die Weiterentwicklung bestehender und Neuentwicklung digitaler Beratungsangebote für unsere Kunden aus der Versicherungsbranche.
Meine Hauptaufgabe ist die organisatorische und kaufmännische Verantwortung für einen Bereich mit vier Abteilungen.
Inhaltlich geht es um Identifizierung von Use Cases, Innovationsmanagement, vertriebliche Unterstützung der Sales-Einheiten sowie Vertragsverhandlungen mit unseren Kunden und unseren strategischen Partnern – eine rundum verantwortungsvolle, aber auch sehr spannende Aufgabe.
Die Gründe für meine Erfolgsgeschichte als Flüchtling
Die Karriere vom Flüchtling zum Manager habe ich primär meiner Teamfähigkeit, meiner Strategiekompetenz und meiner vertrieblichen Geschicklichkeit zu verdanken.
»Sei weiterhin höflich, aber auf keinen Fall leise. Wenn Du deine Stimme nicht erhebst, wird man dich nicht hören und nicht sehen.«
Shpend Tahirsylaj
Es gehört aber auch viel Glück dazu. Ich habe mit meinen früheren Personalvorgesetzen, Axel Kotulla und Julian Nachtweh, sowie dem früheren Vorstand Bernhard Lang bei msg immer Menschen an der Seite gehabt, die weltoffen und komplett frei von Vorurteilen waren. Das hat mir sehr viel geholfen. Danke.
Andererseits gehören auch Wille und Mut dazu. Wenn es darum ging, sich mit neuen Themen auseinanderzusetzen oder sich für schwierige Aufgaben zu melden, habe ich das immer laut und deutlich getan. Das ist auch mein wichtigster Rat für alle, die eventuell benachteiligt werden: Sei weiterhin höflich, aber auf keinen Fall leise. Wenn Du deine Stimme nicht erhebst, wird man dich nicht hören und nicht sehen.
Du darfst laut sein, denn Du bist es Wert, gehört zu werden.
Mein Blick in die Zukunft
Bei msg blicke ich weiterhin positiv in die Zukunft, da msg zwar eine große Unternehmensgruppe ist, doch die Gründer immer noch in wichtigen Managementrollen eingebunden sind. Daher zählen Leistung und Ergebnisse aus meiner Sicht doch noch ein wenig mehr als bei den üblichen Konzernen. Meine Geschichte bei msg ist also noch nicht zu Ende erzählt.
Abschließend kann ich jedem Flüchtling nur empfehlen, sich msg anzuschließen. Das gilt für Menschen aus anderen Diversitätsgruppen ebenso. Wir sind nämlich in puncto Diversität noch nicht perfekt, aber auf einen sehr guten Weg. Und ich bin ja auch noch da, falls Du jemanden brauchst, der Dich unterstützt.
Mehr Infos zu Changemakers & zu offenen Stellen bei msg
Du möchtest mehr über die Changemakers-Initiative erfahren? Hier erhältst Du alle wichtigen Infos über Changemakers und Social-Bee!
Wenn Du selbst gerade auf der Suche nach einem geeigneten Job für Dich bist, findest Du bei msg viele spannende Stellenangebote im Bereich IT-Consulting, Software Engineering oder im Projektmanagement.