Seit Mai 2017 bin ich Mentorin im Programm MovING der Technischen Hochschule Deggendorf. Ziel des Programms ist es, Studentinnen in MINT-Studiengängen zu begleiten und sie mit Einblicken in den Berufsalltag, Tipps zur Persönlichkeitsentwicklung, Ideen- und Erfahrungsaustausch und vielem mehr zu unterstützen.
Da ich bei msg am Standort Passau als Academic Relations Managerin für alle Hochschulangelegenheiten zuständig bin, landete die Anfrage, ob msg das Programm mit einer Mentorin unterstützen möchte, auf meinem Schreibtisch. Als promovierte Wirtschaftsinformatikerin mit Wirtschaftsingenieurstudium habe ich mich sehr gefreut, diese Aufgabe nach Absprache mit meinem Vorgesetzten selbst übernehmen zu dürfen.
Meine erste Mentee war Maschinenbauerin und stand kurz vor Ende ihres Bachelorstudiums. Zu Beginn hatte ich zwar Bedenken, da Maschinenbau weder mein noch ein msg-Thema ist. Bald stellte sich jedoch heraus, dass die fachliche Ausrichtung für das Programm nicht wirklich ausschlaggebend ist.
Das Tolle am MovING-Programm ist die persönliche Ebene. Man trifft sich zum Kaffee und kommt sehr schnell auf eine freundschaftliche Basis. Man tauscht sich aus, berichtet von Situationen aus dem Alltag oder Entscheidungen im Studium. Beispielsweise stand meine Mentee im letzten Jahr vor der Wahl, ob sie nach dem Bachelor ihren Master machen möchte und, falls ja, ob an einer Fachhochschule oder an einer Uni. Wir haben die verschiedenen Optionen diskutiert und gegenseitig unsere Ansichten ausgetauscht. Es ging dabei nicht darum, die Entscheidung für die Mentee zu treffen, sondern mögliche Wege aufzuzeigen. Letztendlich durfte ich die Anschreiben für ihre Masterbewerbungen gegenlesen und freue mich tierisch, dass sie jetzt ihren Master an der TU München macht.
Während des Studiums war ich noch der festen Überzeugung, dass sich Frauen auch in der „Männerwelt“ problemlos behaupten können. Doch Männer und Frauen haben meines Erachtens in sehr vielen Punkten völlig verschiedene Herangehensweisen. Gerade in immer noch männlich geprägten Branchen kann etwas Unterstützung deshalb für junge Berufseinsteigerinnen nur hilfreich sein. Ebenso hatte ich während des Studiums immer den Eindruck, dass Netzwerke einen „Vitamin-B“-Beigeschmack haben. Inzwischen konnte ich aber feststellen, dass jede Förderung und jedes Netzwerk, wenn man diese richtig nutzt, sehr hilfreich sein können.
Das Mentoren-Programm ist sehr locker aufgebaut. Es gibt einen groben Rahmen mit ein paar Veranstaltungen im Jahr, wie einem Treffen auf dem Weihnachtsmarkt oder einem Softskill-Seminar, die Mentorin und Mentee nach Möglichkeit gemeinsam wahrnehmen sollten. Die Veranstaltungen sind immer toll organisiert und machen richtig Spaß. Alles Weitere kann man eigenständig und frei gestalten.
Ich persönlich nehme wahnsinnig viel aus dem Programm mit. Nicht nur der Austausch mit der eigenen Mentee ist schön und spannend, da man immer wieder Einblicke in andere (und jüngere ;-)) Sichtweisen bekommt. Auch die Gespräche mit anderen Mentorinnen und deren Mentees sind wirklich inspirierend und ermöglichen es mir, mein Netzwerk um tolle Frauen zu erweitern. Mit meiner Mentee aus der ersten Runde stehe ich auch heute noch in Kontakt. Ich bin der Meinung, dass es hier um wirklich langfristige Netzwerkbildung gehen sollte und nicht um ein Durchschleusen durch das Programm.
Dieses Jahr betreue ich sogar drei Mentees, alle mit Informatik-Hintergrund. Ich bin schon gespannt, wie sich alles entwickeln wird und ob die fachliche Richtung im Vergleich zu meiner ersten Mentee einen Unterschied machen wird.
Viele Grüße,
Anne